Die Zusammenhänge und Gedankengänge habe ich in einem Leitartikel verfasst:
Doerr - Measure What Matters
Doerr greift hier Projektmanagement-Grundlagen auf:
- Wer: Alle...
- Was: ...setzen anspruchsvolle Ziele für ihre Rolle / Stelle (»Objective«)
- Wozu / Warum: Reflektiere mit ihnen, wie das ihnen und dem Unternehmen hilft.
- Wie: Lege konkret fest, wie das Ziel aussehen soll (»Key Results«) und miss das.
- Wann: Setze Meilensteine für Ziele und Ergebnisse.
- Womit: Lege frei nutzbare Ressourcen und Mittel fest.
- Entscheide Zielkonflikte.
- Friere die Ziele temporär ein (z.B. 1 Quartal)
- Überprüfe den Fortschritt und justiere nach.
- Sprich regelmäßig mit deinen Leuten über ihre Ziele (anstatt nur einmal pro Jahr)
Kürzer: arbeite in kleinen Projekten mit grundlegenden PM-Werkzeugen für Neuerungen, Veränderungen oder F&E. Für Standardgeschäft nutze Top-Down-Ziele und Budgets.
Doerr braucht dafür 320 Seiten. 10 von denen sind einer interessanten Historie gewidmet. Der Rest sind Anekdoten und Einzelfälle.
McKeown - Essentialism: The Disciplined Pursuit of Less
Dieses Buch führte mich zu der Idee der Allmendebücher. McKeown beschreibt elementarste Arbeitsmethodik:
- Fokussieren dich auf das Wenige, was du gut kannst, und auf wenige Ziele; sonst droht Verzetteln
- Priorisiere nach 95/5 Regel anstatt nur 80/20
- Zu viel Auswahl überfordert
- Bei Problemen Lösungsalternativen suchen, auswählen und konsequent umsetzen
- Wer (nicht) entscheidet, eliminiert (keine) Alternativen
- Sunk-Costs: stoppe, was nachweislich nicht funktioniert
- Arbeite Stück-für-Stück
- Plane Puffer ein und überleg dir Szenarien
- Entferne die Hürden / Risiken bei der Umsetzung
- Standardisiere, was funktioniert
- Kein Multitasking
- Stelle Leute mit der richtigen Arbeitseinstellung ein
- Höre zu und rede nur, wenn du was zu sagen hast
- Verantworte deine Gesundheit: Schlaf, Auszeiten, Lesen, Ernährung, Ableckungen ausschalten
Das vertickt er auf 272 Seiten als „new way of living“. Befolgen Sie seinen Rat: eliminieren Sie Schrott. Das Buch gehört dazu.
Kiyosaki - Rich Dad Poor Dad
Kiyosaki handelt in 3 Bänden ab:
- Eine Bilanz enthält Vermögen und Schulden.
- Die generieren Einnahmen und/oder Ausgaben. Sie stehen in der GuV.
- Es gelte: Einnahmen > Ausgaben.
Das schafften die Wenigsten. Wir wären Abhängige – als Konsumenten
und Angestellte. Wir sind so erzogen. Das Gegenmittel: „Wissen, Erfahrung
und Liquiditätsüberschuss“. Das zeichne Investoren und Unternehmer aus.
Derartige Aufklärung ist legitim und hilfreich. Aber, das Entscheidende: alle 3 Bücher drehen sich darum – nur darum. Sogar im dritten Buch »Investment Guide« schreibt Kiyosaki: »In diesem Buch
geht es weniger um die Investments«(?!). Die fehlende Substanz ist allen drei Bücher gemein. Kiyosaki zählt bestenfalls auf. Es gibt Aktien, Anleihen, Optionen, Immobilien, Unternehmen,
Franchise, Strukturvertrieb, IPOs. Es gibt Such- und Auswahlkriterien, Risiken, Finanzierung. Es gibt Kennzahlen für Investments und Unternehmen. Unternehmen nutzen »Systeme« –
er meint Prozesse und Regeln. Bei 3 Bänden und 1.072 Seiten sucht der Leser vergebens nach etwas Tiefgang. Dazu der Autor: „»Wie, wie, wie? … Jetzt ist keine Zeit für solche Fragen!«“. Noch
Fragen?
Merath - Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer
Dieses Buch ist geschicktes Marketing. Das macht es lesenswert; nicht wegen dem Inhalt. Merath skizziert die klassische Heldengeschichte: Thomas, der Held, steckt mit seinem Unternehmen in einer
Krise. Er bricht zusammen. In Herr Radies findet er einen Weisen (Coach). Thomas wächst. Er rettet sich und seine Firma. Das gefällt dem Gehirn. Die Geschichte hält uns im Bann. Sie verstellt den
Blick auf die Fakten.
Gleich zu Beginn stellt Merath die Betriebswirtschaft in die Ecke der Konzerne. Kleinunternehmen und Mittelständler (KMU) bräuchten was Anderes. Und genau: dieses Andere steht im Buch. Wir
entdecken hier keine andere BWL sondern eine Teilmenge davon. Das wäre hilfreich. Wir könnten unser Lernen fokussieren. Diese Chance verpasst Merath. Er zerhackt gesichertes Wissen, verrührt
es und würzt es ordentlich mit Superlativen und Tautologien. Drei zentrale Thesen sind: 1) Die engpasskonzentrierte Strategie wäre der Königsweg zum Erfolg. Die BWL nennt das Spezialisierung,
Zielgruppenfokus, Nischenmarkt oder Lösen von Kundenproblemen. 2) Thomas muss Systeme(!) schaffen. Sie bestehen aus Wenn-Dann-Regeln und Prozessen. Fortan arbeiten Thomas'
Mitarbeiter eigenständig(er). Zum Vergleich: Max Weber behandelte den Bürokratieansatz 1922. 3) Thomas soll die Kompetenz seine Mitarbeiter beachten. Manche brauchen klare Aufgaben, andere weit
gesteckte Ziele. Die BWL nennt das situative Führung.
Die braucht auch Thomas. Er reagiert infantil beharrend, besserwisserisch und beleidigt. Sein Verhalten blockiert. Zuvor hatte er nicht reflektiert. Er weiß nicht, was ihn beruflich und privat
antreibt. Sein Coach hilft ihm mit NLP und systemischem Coaching. Hinzu kommt Zeitmanagement. Als Motivation verpflichtet sich Thomas zu Strafzahlungen, falls er seine Ziele verfehlt.
Auf 400 Seiten baut der Coach (Merath) den Unternehmer zum Macher auf, der kein Zögern und keine Grenzen kennt. Er schafft alles, wenn er den Arsch hoch kriegt und zupackt. Und sein wir ehrlich! Wer sich unternehmerisch entwickeln will, der findet sich hier wieder. Bemerkenswert spricht uns Merath als Zielgruppe an. So mancher sucht bereits nach Seminaren. Doch halten wir kurz inne, dann fällt der Vorhang und wir sehen: ein Lehrstück im Experten-Marketing.
Willing & Babin: Extreme Ownership
Die treibende Kraft, um Vorhaben zu meistern, ist Verantwortung – für sich selbst, für andere und für die Sache. Das erläutern die Autoren an Einzelfällen aus Krieg und Wirtschaft.
Was macht eine Führungskraft nun aus - neben der Verantwortung? Vorbildliches Verhalten; überzeugt vom Erfolg des Ganzen (Vision, Mission, Ziele); den Bezug der Aufgaben zum Ganzen herstellen; das eigene Ego und die eigenen Ziele zurücknehmen; ein Team zusammenstellen (anstatt nur einer Gruppe); kein Fingerpointing bei Fehlern; Probleme konstruktiv lösen; einfache und klare Kommunikation; gutes Verhalten würdigen; priorisieren; entscheiden trotz Ungewissheit; diszipliniert Arbeiten; Vorgesetzte führen. Woher kennen wir das? Genau: aus nahezu jedem Führungsratgeber.
Neben diesen Plattitüden ignorieren Willik und Babin die Realität in Organisationen. Die wenigsten Mitarbeiter geben sich uneingeschränkt ihrer Organisationen hin. Das umgehen die Autoren mit einem Taschenspielertrick der Beratungs-Industrie: »Effektive Führungskräfte führen erfolgreiche Teams, die ihre Mission erfüllen und gewinnen«. Das Buch ist voll mit derart Tautologien und Superlativen. Folglich: Wenn wir nicht gewinnen, machen wir es »falsch«. Dass wir die Tipps befolgen und scheitern, wird per selbst-geschaffener Norm negiert.
Zuletzt ein Gebrauchshinweis zum Lesen. Denken Sie kurzfristig und eigennützig! Sonst gibt es keine Gewinner: z. B. bei Krieg, Frieden, Umweltschutz, Armut, Marktwirtschaft, Karriere.